Bamberg: Wanderfahrt am Main

Route: Bamberg – (35 km) – Hassfurt – (46 km) – Fahr – (60 km) – Randersacker – (51 km) – Gemünden-Langenprozelten – (52 km) – Wertheim – (52) – Erlenbach

Am 16. Juli machten wir uns zum Teil mit Auto und Hänger, zum Teil mit der Bahn auf nach Bamberg, wo wir am frühen Nachmittag eintrafen und im Haus der Bamberger RG v. 1884 bereits von Herrn Dr. Müller erwartet und sehr freundlich begrüßt wurden. Im gleich neben dem Klub liegenden Gasthaus konnten wir uns dann bei einem kühlen Bier von den Reisestrapazen erholen und beim Anblick einer auf der Regnitz ihre Kreise ziehenden venezianischen Gondel auf die kommende Wanderfahrt einstimmen. Am Abend waren dann noch ein Spaziergang im malerischen Bamberg und ein erster Test der bodenständigen Weinsorten (Schwarzriesling) angesagt.

Am Sonntag, 08.00 Uhr Früh, ging es dann los zur ersten Fahrt. Ein schöner Tag mit einer relativ kurzen Fahrt (34 km). Wir freuten uns schon (schon wieder) auf ein kühles Bier bei den Naturfreunden in Hassfurt. Allerdings wussten wir noch nicht, wie die 5 Schleusen einzuschätzen waren, die uns an diesem Tag erwarteten. Die ersten beiden privaten Schleusen öffnete uns Hr. Dr. Müller, dem ich auf diesem Wege nochmals recht herzlich für die freundliche Aufnahme und die Schleusung danken möchte. Die Schleusen kamen uns recht eng vor. Die echte Herausforderung kam aber erst später in den Bootsschleusen auf dem Main. Der Weg führte uns zunächst die Regnitz abwärts durch Bamberg mit über den Fluss hängenden Bäumen, vorbei an wunderschönen Fachwerkshäusern und dem in der Morgensonne glitzernden „Klein Venedig“. Es war auch in der Folge ein wunderschöner Rudertag, der nur einen Schönheitsfehler hatte: Das Bier kam deutlich später als erwartet. Wir hatten bei der Planung die Schleusen unterschätzt. Da wir mit 3 Booten – zwei C 4er, ein Renngig 4er – unterwegs waren, benutzten wir nur selten die Bootsschleusen (wäre auch nicht schneller gewesen), sondern mussten darauf warten, mit der Großschifffahrt geschleust zu werden. Dafür brauchten wir im Durchschnitt ca. 45 Minuten pro Schleuse, was unsere Rudertage ganz ordentlich verlängerte.

Der Montag begann mit einem kleinen Schock. Behindert durch ein großes Schlauchboot konnte einer unserer C 4er nicht schnell genug vom Floß ablegen. Ein stromauf fahrendes Frachtschiff zog das Wasser weg und das Boot samt Mannschaft saß auf. Es ist aber nicht viel passiert, sodass wir uns ohne Verzögerung auf den vor uns liegenden „lockeren“ Tag mit 45 km und 4 Schleusen konzentrieren konnten. Wir waren gut unterwegs, konnten zum Teil das Tempo von stromabwärts fahrenden Schubschiffen mithalten und dann mit diesen gleich schleusen, was unsere Stehzeiten vor den Schleusen deutlich verringerte. Einziger Wehrmutstropfen, dass wir lange nichts fanden, wo wir uns zu Mittag hätten stärken und ausruhen können und dann in Wipfeld noch einen längeren Weg bis zu unserem wohlverdienten Bier zurücklegen mussten.

Der Dienstag empfing uns mit leichtem Nieseln, was uns aber im Hinblick auf die vor liegenden 60 km mit einmal Übertragen und 5 Schleusen nicht daran hinderte, früh zu starten. Nach kurzer Fahrt hieß es bereits wieder aussteigen und Boote übertragen. Das ging schneller als mit 3 Boote durch die Bootschleuse. Denn wir wollten nicht den Main-Kanal sondern den Main weiter fahren. Das bedeutete zwar einen Umweg von 6 km, was aber durch die stärkere Strömung wieder ausgeglichen wurde. Die schöne Flusslandschaft und die Möglichkeit der dt. Bundeswehr beim Brückenbauen zuzuschauen, boten einen zusätzlichen Anreiz. Im weiteren Verlauf blieb uns dann allerdings, bedingt durch 5 Schleusen und lästigen Gegenwind, kaum Zeit zum Schnaufen. Kein Wunder, dass wir alle froh waren, als wir in Randersacker anlegen und uns auf den Weg zu unserem Quartier machen konnten.

Am nächsten Tag war die Fahrstrecke mit 51 km zwar auch nicht viel kürzer, aber das Wetter war angenehm und schön langsam hatten wir auch die Schleusen besser im Griff. Konkret bedeutete das, möglichst früh anrufen und uns ankündigen und beim Warten aussteigen und die Beine vertreten. Und zu Mittag fanden wir dann in Marktheidenfeld eine nette Bucht mit kühlem Bier und waren dann auch noch ganz gut drauf, als wir um 16.30 Uhr unser Ziel in Langenprozelten erreichten. Besonders traf das natürlich für Robert zu, der beim allabendlichen Verlosen der Bootszusammensetzung das große Los gezogen hatte und mit 3 kräftigen Damen im Renngig das Tempo vorgeben konnte. Und um den Tag abzurunden wurden wir dann auch noch von unserem Quartiergeber abgeholt und konnten uns so einen längeren Fußmarsch ersparen.

Der Donnerstag wurde dann ein sehr langer Rudertag und zeigte, wie sehr man auf dem Main von den Schleusen abhängig ist. Das Wetter war schön, angenehm zu rudern, vorbei an einer gemütlichen, leicht welligen Landschaft. Aber schon nach 7 km, bei der Staustufe Steinbach, hatten wir Pech. Zuerst wies man uns an, hinter 3 Lastkähnen auch noch in die Schleuse einzufahren, was aber nicht ging. Wir mussten zurück und versuchten, um nicht zu lange warten zu müssen, unser Glück bei der Bootsschleuse. Wer einmal im Renngig ¼ Stunde lang mit lang gelegten Rudern gesessen ist, kann nachfühlen, wie wohl wir uns dabei fühlten. Allein für diese Staustufe benötigten wir 1,5 Stunden. Kein Wunder, dass wir erst um 19.30 Uhr in Wertheim ankamen. Zu spät um die Stadt geprägt durch die mittelalterliche Burgruine, die gotische Stadtkirche und viele Fachwerksbauten noch in Ruhe zu besichtigen. Kein Wunder auch, dass sich der tägliche Ruderstress trotz kräftigendem Abendessen in einer hitzigen Diskussion entlud.

Am letzten Tag fuhren wir dann bei leichtem Nieseln durch eine Landschaft, die auf uns sehr heimatlich – Mittelding zwischen Wienerwald und Wachau – wirkte. Im neuen Yachthafen von Miltenberg konnten wir uns köstlichem Karottenkuchen und Kaffee stärken. Zwischen durch rettete Gerhard Nogratnig unseren Renngig mit kühnem Sprung ins Wasser (er hatte an diesem Tag ohnehin noch nicht gebadet). Und wie immer kamen wir erst mit Einbruch der Dunkelheit bei unserem Ziel in Erlenbach an, wo wir noch lange suchen mussten, bis wir den Ausstreifplatz bei Stromkilometer 108,2 fanden. Dort wurden wir Gott sei Dank wieder abgeholt.

Damit ging eine von der Landschaft her wunderschöne, in sportlicher Hinsicht aber auch sehr anstrengende Wanderfahrt zu Ende. Für Nachahmer kann ich nur empfehlen, entsprechend Zeit für die Schleusen einzurechnen und die Etappen auf 30 bis 40 km zu beschränken. Da bleibt dann mehr Zeit für Erholung oder Besichtigungen.

Alfred Kschwendt

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