Die Voga Longa ist immer wieder ein beeindruckendes Ereignis. Kein Wunder, dass jedes Jahr zahlreiche Ruderer aus ganz Europa, ja aus der ganzen Welt nach Venedig kommen, um an diesem “ Volkslanglauf auf dem Wasser “ teilzunehmen. Auch diesmal waren wieder über 800 Boote verschiedenster Bauart gemeldet, von denen einige so wie wir die Gelegenheit benützten, um ein paar Urlaubstage anzuhängen.
Wir brachen schon am Donnerstag, 10. Mai, mit 4 Booten – zwei vom Donauhort und je eines von Ellida und Nibelungen – nach Venedig auf. Der Transport war problemlos. Knapp nach 16.00 Uhr erreichten wir die Fähre zum Lido und konnten ein paar Minuten später an der Bar der Fähre unseren ersten Grappa genießen. Beim Ruderklub Diadora wurden wir wie immer freundlich empfangen und nach dem Abladen und Aufriggern der Boote blieb vor dem Abendessen im nahegelegenen Hotel Sorriso sogar noch Zeit zu einem Spaziergang zum Meer. An dieser Stelle ein herzliches Dankeschön an Nino Loss, der auch heuer so wie in den vergangenen Jahren, Quartiermacher war für zahlreiche Ruderer. Im Hotel habe ich allein Vertreter von 8 Vereinen gezählt.
Freitag und Samstag meinte es das Wetter sehr gut mit uns. Je nach Lust und Laune wurde englisch oder auch venezianisch gerudert, im Meer gebadet oder in Venedig eine der interessanten Ausstellungen – Etrusker, Navalia – besichtigt. Da die Mannschaft unseres 3ers noch nicht komplett war, entschied ich mich am Freitag für die venezianische Ruderversion. In einem Sandalo fuhren wir zu viert hinaus nach Vignole. Unser 5er hingegen machte sich auf zu einer Fahrt nach Burano. Leichter Wind und angenehme Temperatur machten das Rudern zum Vergnügen. Nur die Wellen vor der Anlegestelle der Fähre ließen unser Sandalo so tanzen, dass einer von uns das Verlangen verspürte, sich kurzzeitig das Boot vom Wasser aus zu betrachten. Aber bei Spaghetti allo Scoglio und kühlem Weißwein war diese Episode rasch wieder vergessen. Nach der Rückkehr blieb dann noch Zeit zu einem Besuch der wirklich beeindruckenden Etrusker-Ausstellung im Palazzo Grassi. Am Samstag, mittlerweile waren wir komplett, fuhren wir mit beiden Boote den Lido entlang Richtung Pellestrina/Chioggia, und kehrten dann bei der Rückfahrt in Malamocco ein, um auch den kulinarischen Teil nicht zu kurz kommen zu lassen. Der Wunsch nach einer Lido-Umrundung blieb unerfüllt. Der Wellengang auf dem Meer ließ uns von diesem Vorhaben Abstand nehmen. Gegen Abend zogen dann Wolken auf, die sich in der Nacht in einem kräftigen Gewitter entluden. Am Sonntag Morgen hatte sich das schlechte Wetter aber wieder verzogen und wir freuten uns schon alle auf die kommende Fahrt. Und die Optimisten hatten recht. Leichter Wind und ein teilweise bewölkter Himmel schufen ideale Rahmenbedingungen für eine wunderschöne Voga Longa. Wir hielten uns diesmal an die Vorschrift und gesellten uns zu den vielen vor dem Marcus Platz wartenden Booten, während andere schon Richtung Arsenal unterwegs waren. Um 9.00 Uhr ging es dann los. Eine Armada von Booten setzte sich in Bewegung. Ruderboote verschiedenster Bauart und Größe, Gondeln mit bis zu 18 Mann Besatzung, Kajaks, Drachenboote und vieles mehr machten sich auf in Richtung Burano. Zunächst war jeder mit sich selbst und seiner unmittelbaren Umgebung beschäftigt. Beim Arsenal drängte sich alles zusammen, die Rufe der Steuerleute mischten sich mit den Trommeln der Drachenboote. Wir waren längere Zeit eingekeilt zwischen einem C 4er, einer Caorlina und einer Maschereta. Aber auf der Höhe von San Erasmo war dann der Wirbel zum größten Teil vorbei. Wir konnten es wieder locker nehmen, die Landschaft genießen, andere Boote beobachten und auch im vorbei fahren den Gruß einer Musikkapelle erwidern. In Burano schieden sich dann die Geister. Während andere, die die Fahrt doch rennmäßiger absolvieren wollten, ihre Fahrt fortsetzten, trafen wir mit unserem 5er zusammen, machten eine Pause, stärkten uns und genossen das Schauspiel den vielen vorbeifahrenden Boote. Da hatten wir auch Gelegenheit unsere venezianisch rudernden Freunde zu bewundern, die in einer Peata vom G.S. Voga Riviera del Brenta unterwegs waren. Dabei handelt es sich um ein mächtiges Boot mit 16 Ruderern, so breit und wuchtig, dass vier Kajakfahrer den Sog in seinem Heck nutzten und sich nachziehen liessen.
Auch die Rückfahrt durch Murano nach Venedig war problemlos. Zwar hatte der Wind ein wenig zugenommen, die Lagune, obwohl in diesem Bereich oft sehr wellig, blieb ruhig und spätestens mit der Einfahrt in den Canal Grande waren alle Mühen vergessen. Ein Spalier jubelnder Zuseher, die die Boote begrüßten und anfeuerten, säumte das Ufer. Unterstützt von „bravi“ Rufen, Pfiffen, Hupen, Glocken und anderen Lärminstrumenten waren die letzten Meter schnell zurückgelegt. Vor dem Marcus Platz wurden uns noch unsere Urkunden zugeworfen und dann machten wir uns wieder auf den Rückweg hinüber zum Lido, wo wir nach dem Versorgen der Boote den Tag bei einem guten Gläschen Rotwein beschließen konnten. Es hat uns allen sehr viel Spaß gemacht und war sicher nicht die letzte Voga Longa an der wir teilgenommen haben.
Alfred Kschwendt