Wanderfahrt auf der Weser

Eine nette Fahrt, geeignet für Newcomer, nicht zu anstrengend, mit viel Abwechslung und interessanten Eindrücken sollte es werden und das wurde es auch.

Die Weser ist zwar weit weg von Wien, was vor allem Christian und Richard beim Transport der Boote nach Hann. Münden und von Minden wieder zurück zu spüren bekamen, aber es hat sich ausgezahlt. Allein die Fahrt auf dem ruhig mäandrierenden Fluss praktisch ohne Schifffahrt, links Kühe, rechts Schafe, dahinter Fachwerkhäuser, war ein Genuss.

Aber der Reihe nach: Bei der Ankunft in Hann. Münden bekamen die Bahnfahrer gleich den richtigen Eindruck einer netten Kleinstadt. Ein leerer Bahnhof, weit und breit kein Taxi, dafür aber ein freundlicher Busfahrer, der ohnehin ins „Zentrum“ musste und uns gratis mitnahm. Dann folgte das übliche Procedere, Wanderung durch den hübschen Ort mit, wie an der Weser üblich, vielen Fachwerkhäusern, einchecken im Hotel Schmucker Jäger. Anschließend machten wir uns auf den Weg zum Mündener Ruderverein (Fulda km 107), um die inzwischen auch eingetroffenen Autofahrer zu begrüßen, abzuladen, aufzuriggern und die Boote für die Fahrt am nächsten Tag herzurichten. Nach einem Rundgang durch den Ort bis zum Zusammenfluss von Werra und Fulda – „Wo Werra sich und Fulda küssen, sie ihre Namen büssen müssen“ – beschlossen wir den Tag bei einem guten Essen auf dem Platz vor dem Rats-Brauhaus.

Am ersten Rudertag, die Bootseinteilung war für diese längste Etappe schon in Wien festgelegt worden, erwartete uns zuerst die Schleuse auf der Fulda, die wir problemlos passierten. Wir mussten nicht einmal die extra für diese Fahrt erworbenen Bootshaken einsetzen. Dann ging es am Zusammenfluss von Fulda und Werra vorbei Richtung Beverungen. Die Weser zeigte sich von ihrer besten Seite. Bei mittlerem Wasserstand war eine angenehme Strömung zu spüren, gemächlich windet sich der Fluss durch die hügelige Landschaft, Kühe und Schafe weiden am Ufer, zwischendurch blitzen kleine Ortschaften mit Fachwerkhäusern auf, (fast) keine Schiffe, einfach idyllisch. Entsprechend gut war auch unsere Stimmung während der ganzen Fahrt. Dazu trug auch Christian wesentlich bei, der nicht nur unser Gepäck transportierte und uns mit Wasser und Obst versorgte, sondern auch geeignete Landeplätze für die Pausen ausfindig machte. So gesehen war es eine richtige „Luxuswanderfahrt“, bei der man genießen und ausspannen konnte. Die einzige Anspannung war durch die abendliche Verlosung der Bootseinteilung gegeben. Dafür hatte ich Spielkarten mitgebracht. Herz stand für Gudrun (C5er), Karo für Loki (RennGig 4er) und Pick für Odin (RennGig 3er). Das war recht lustig und sorgte für Lachen, wenn Eveline und Fritz zum wiederholten Mal sich in dasselbe Boot gelost hatten.

Bei der Weiterfahrt Richtung Holzminden mussten wir natürlich in Höxter am sogenannten Weserbogen Halt machen, wo uns Christian mit Bananen, Paradeisern und Radieschen versorgte und wir uns dann aufmachten, um die berühmte, ehemalige reichsunmittelbare Benediktinerabtei und heutige Schlossanlage Corvey anzuschauen. Wir verzichteten zwar aus Zeitgründen auf die Besichtigung des Schlosses, waren aber sehr beeindruckt von der Anlage und haben es nicht bereut, die Fahrt für diese Besichtigung unterbrochen zu haben. Die weitere Fahrt war gemütlich wie am Tag vorher. In Holzminden schafften wir es aber nicht mehr bis zum Quartier, wir mussten uns unbedingt vorher am Markt niederlassen, um uns mit Waffeln und reichlich Erdbeeren und Schlagobers zu stärken. Ein freundlicher Kellner versorgte diejenigen, die Eis oder Eiskaffee bestellt hatten, mit Decken, damit ihnen nicht zu kühl würde.

Die weiteren Rudertage verliefen mit ähnlich guter Stimmung auf einem sich ruhig durch eine hügelige Landschaft schlängelndem Fluss, sodass ich nur noch zwei Orte hervorheben möchte, die nicht nur wunderschöne alte Fachwerkhäuser und ein sehr gepflegtes Stadtbild sondern auch besondere Geschichten zu bieten haben. Da wäre einmal die Münchhausenstadt Bodenwerder. Hieronymus Carl Friedrich Freiherr von Münchhausen (1720-1797) hat es mit seinen fantasievollen Erzählungen zu Weltruhm gebracht. Ihm begegnet man nicht nur im Museum – wo Fritz die Gelegenheit benützte, um auf der Kanonenkugel zu reiten – auch beim Stadtrundgang taucht man ein in die Welt des legendären „Lügenbarons“. Die zweite Stadt, die man bei einer Reise längs oder auf der Weser unbedingt besuchen sollte, ist Hameln mit seiner unvergleichlichen Altstadt bestehend aus Weserrenaissance- und Fachwerkhäusern und kleinen, geheimnisvollen Gassen, nicht zu vergessen der Geschichte des Rattenfängers und der verschwundenen Kinder. Diese Geschichte konnten einige von uns sogar als Musical auf dem Hauptplatz erleben.

Von der weiteren Fahrt ist mir nur noch der Abschluss in Minden in Erinnerung. Da gab es nämlich während des Anlegens nicht nur ein heftiges Gewitter mit Wolkenbruch, der uns kräftig durchnässte und uns am Abriggern hinderte, sondern der auch die auf der Wiese vor dem Mindener Ruderverein liegenden Boote so weit anfüllte, dass wir sie zuerst ausschöpfen mussten bevor wir sie anheben konnten. Da uns Regen und Gewitter während der ganzen Woche erspart geblieben war und uns zudem der Mindener Ruderverein mit Bier versorgte, störte uns dieser Abschluss nicht wirklich.

Alfred

Wanderfahrt auf der Weser, 6. bis 13. Juli 2019
Fahrstrecke: 204,3 km, Hann. Münden, Beverungen, Holzminden, Bodenwerder, Hameln, Rinteln, Minden.
Teilnehmer: Fritz B., Tina H., Elisabeth H., Alfred K.-M., Henrike K.-M., Maria N., Martin P., Stefan P., Eveline R., Lydia S., Richard S., Christine Z.
Transport, Begleitfahrzeug, Einkäufer, Sucher geeigneter Rastplätze: Christian S.

Zu den Fotos …

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